Zunächst etwas zu den Fahrzeugklassen im Karlsruher Netz und wo man sie einsetzen kann und sollte.
Einsystemfahrzeuge/Zweisystemfahrzeuge: Erstere fahren nur mit Gleichstrom und sind daher nur auf solchen Strecken einsetzbar. Vertreter dieser Klassen sind die Altbaubahnen und die Niederflurbahnen und die Einsystem-Stadtbahnen auf der S1 und S2. Letztere fahren auch mit dem Wechselstrom der DB und können daher auch auf deren Strecken eingesetzt werden. Letztere sind deutlich teurer in der Anschaffung. Linien, die nur einen sehr kurzen Wechselstromabschnitt befahren, sind daher in der Regel unwirtschaftlich. Eine Linie, die auf der einen Seite aus einem Wechselstromabschnitt kommt, sollte daher sinnvoll auf der anderen Stadtseite auch wieder in einen solchen fahren. Typische Vertreter sind die Zweisystem-Stadtbahnen als Hochflurbahnen, dei den Einsystemstadtbahnen ähnlich sehen, und die neueren Mittelflurbahnen, die auf den Linien S3 bis S9 im Einsatz sind. Eine andere Art Einsystemfahrzeug wird bald den Karlsruher Fahrzeugpark erweitern: Elektro-Triebwagen, wohl von der Baureihe 425, die nur im Wechselstromnetz fahren können. Es sind reine Eisenbahnfahrzeuge, die aus div. Gründen nicht auf Straßenbahnstrecken eingesetzt werden könnten. Sie sind als Eilzüge auf der Murgtalbahn zum Hauptbahnhof geplant. Wechselstromstrecken sind: Alle DB-Gleise sowie die von der AVG gepachteten Strecken nach Heilbronn und bald ins Murgtal. Systemwechselstellen vom Stadtgebiet her derzeit: von Durlach kurz vor Grötzingen, nach Wörth kurz vor Einfädelung ins DB-Gleis, Rampe am Albtalbahnhof, Verbindungsgleis Ettlingen-West nach Ettlingen-Stadt.
BOStrab/EBO: Ersteres ist die Betriebsordnung für Straßenbahnen, letzteres die Eisenbahnbau- und Betriebsordnung. Für den Einsatz auf vollwertigen EBO-Strecken brauchen Fahrzeuge eine Zusatzausrüstung, insbesondere bei der Sicherheitstechnik. Für den Einsatz im BOStrab-Bereich müssen wegen der Teilnahme am Straßenverkehr auch besondere Bedingungen erfüllt sein, z.B. bei der Stärke der Bremsen. Daneben gibt es noch div. andere technische Unterschiede. Für die Albtalbahn gibt es paar Sonderrregeln. EBO gilt ab Albtalbahnhof, ab Haus Bethlehem und ca. ab den Systemwechselstellen s.o. Die S2-Strecke ist meiner Erinnerung nach komplett BOStrab. Albtalbahnfähig sind die Altbaubahnen, die früher auf der Albtalbahn fuhren, die Einsystem-Stadtbahnen der S1 und S2 und natürlich die Zweisystemer. Niederflurbahnen wurden schon auf den S1- und S2-Strecken gesichtet, auf der S2 auch im Linieneinsatz, S1 nur als Sonderfahrt. Ob sie voll Albtalbahn-kompatibel sind, weiß ich nicht. Die Zweisystemer sind natürlich voll EBO- und BOStrab-kompatibel. Lediglich EBO erfüllen die künftigen 425er Triebwagen für's Murgtal.
Fahrzeugbreite und Strecken, Haltestellen: Bald nicht mehr relevant: Es gibt noch Strecken, die nur für 2,40 m breite Fahrzeuge im Gegenverkehr geeignet sind: Baumeisterstraße und Strecke nach Rintheim. Nach Rintheim können daher derzeit nur Altbaubahnen fahren. Bei Umleitungen in der Baumeisterstraße gibt es ein Begegnungsverbot. Umbau ist aber in wenigen Jahren geplant. Dort, wo noch Altbaubahnen im Linieneinsatz fahren, sollten die Bahnsteige noch nicht auf 34 cm erhöht sein. An einigen Kreuzungen etc. gibt es bei bestimmten, derzeit nicht linienmäßig genutzten Verbindungen aus baulichen Gründen Begegnungsverbote.
Diese Nebenbedingungen schränken die Netzgestaltung schon stark ein. Nicht jedes Fahrzeug kann bzw. sollte überall fahren. Änderungen sind durch neue Fahrzeuge teilweise möglich, aber teuer.
Einige Sachen kamen schon bei den Fahrzeugen zur Sprache, aber das ist noch nicht alles: Bspw. Haltestellenlängen: Auf vielen Linien sind Doppeltraktionen mit bis zu 75 m Länge im Einsatz. Das ist auf aufkommensstarken Linien nötig und auch sehr wirtschaftlich: nur 1 Fahrer. Aber nicht überall gibt es entsprechende 80 m lange Haltestellen. Vorhanden sind sie überall dort, wo die S-Linien fahren, bis auf wenige Ausnahmen. So kann die S2 deswegen nicht am Karl-Wilhelm-Platz halten, weil dessen haltestelle zu kurz ist. 80-m-Haltestellen gibt es auch in der Regel an Neubaustrecken, z.B. Brauer-/Ebertstraße und Europäische Siedlung. 80-m-Haltestellen fehlen noch auf folgenden Strecken: Rintheim, Waldstadt, Knielingen-Nord, Daxlanden, Schillerstraße, Rheinstrandsiedlung?, sowie auf der südlichen Ost-West-Achse Baumeisterstraße-Mathystraße-Entenfang und den beiden Nord-Süd-Achsen Rüppurrer Straße und Karlstraße. Insbesondere letzteres ist hinderlich bei der flexiblen Verlegung großer Linien. Ich habe realisierbare Umbauvorschläge gemacht, es ginge, wenn man will.
Auch manchmal hinderlich: Nicht an jeder Kreuzung von Straßenbahnstrecken gibt es jede Abbiegemöglichkeit. Es fehlt z.B. die Verbindung von Süden aus der Ettlinger Straße in die Baumeisterstraße und die Verbindungen aus Richtung Oberreut nach Ost und West am Weinbrennerplatz. Die oben genannten Begegnungsverbote sind manchmal auch hinderlich. Es ist aber in der Regel keine Platzfrage, allenfalls eine Kostenfrage.
Das Fehlen eigener Gleiskörper begrenzt oft die Kapazität von Strecken. Insbesondere betrifft es die westliche Kriegsstraße, aber auch Karl-Wilhelm-Straße, tw. Karlstraße, Rüppurrer Straße.
Es macht nur Sinn, Linien zu konzipieren, die an ihren beiden Enden ein ungefähr gleich starkes Fahrgastaufkommen haben! Rintheim mit Ettlingen zu verbinden, wäre ziemlicher Quatsch. Einen Anhaltspunkt bieten die heutigen Verknüpfungen, die ungefähr ausgeglichen sind bei der Verbindung von Stadtteilen. Künftig soll z.B. beim Ring der Linien 3 und 4 aber die 3 in die Nordstadt fahren, die 6 dafür in die Siemensallee, weil das besser passt.
Ein guter Anhaltswert ist dabei dieses 120kB große Bild, das die Fahrgastzahlen auf ebstimmten Streckenabschnitten zeigt. Dass die Ettlinger Straße soviel dicker ist als z.B. die Rüppurrer Straße, liegt dabei aber auch an der Zahl und Bedeutung der dort verkehrenden Linien. Wichtig für uns sind daher eher die Zahlen an den Außenästen, wo die Linien einzeln verkehren. Leider ist die Graphik nicht ganz aktuell. Sie stammt aus 1995 und enthält somit nicht die neueren Linien wie vor allem die S2 und S5.
Interessant war eine ähnlich alte Tabelle der Stärke der Verkehrsbeziehungen zwischen Gruppen von Stadtteilen. Vielleicht tippe ich die bei Gelegenheit mal ab...