Heinz Janda: S-Bahn in Bre merhaven S. 24 vom 14.1.2001
Zur Wiedereinführung der Bremerhavener Straßenbahn gibt es eine ganze Reihe
von Ansätzen. Neben professionellen Ansätzen (VCD Bremerhaven,
TransTec, GfVp) beteiligen sich auch Amateure
wie ich :-) oder Herr Janda am Ideenfindungsprozess. Der Beitrag von Herrn
Janda im Sonntagsjournal hat als erster in der Kette von drei Sonderseiten
neben dem TransTec-Gutachten eine breitere Diskussion wieder mit angestoßen,
das ist das Positive daran.
Inhaltlich habe ich an der Wirtschaftlichkeit jedoch starke Zweifel,
siehe Vergleich der Konzepte (zu lange Wege, Gleise teils
zu abseits).

Mit dem Zug durch die Stadt
Hobby-Verkehrsplaner Heinz Janda schlägt ein S-Bahn-Netz vor -
"Nur minimaler Aufwand nötig"
Von Dirk Bliedtner und Christoph Bohn
Bremerhaven/Kreis Cuxhaven.
Es ist sieben Uhr morgens. "S1 - Bahnhof Langen über Bremerhaven-Hbf"
steht auf dem Triebwagen, der gerade in den Bahnhof Loxstedt einfährt.
Sofort drängen sich die 30 Pendler hinein. Etwa zehn Minuten
später werden die meisten von ihnen am Hauptbahnhof
aussteigen. Hier verteilen sie sich auf die Linien S2, S4
oder die Stadtbusse.So könnte es schon bald aussehen, wenn es nach Heinz
Janda geht. Er hat einen Plan für ein S-Bahn-Netz in
Bremerhaven ausgearbeitet.
"Die Seestadt benötigt dringend ein Verkehrskonzept. Viel Geld wurde
schon für Gutachten zur Wiedereinführung der Straßenbahn ausgegeben.
Deshalb schlage ich ein Bahnprojekt vor, das auf minimalem Aufwand beruht";
sagt der 43-Jährige. Da die meisten Schienen bereits vorhanden sind, müssen
für sein Konzept nur wenige Kilometer neu verlegt werden,
nämlich vom Reuterhamm bis zum Schiffahrtsmuseum
für die Linie S2. "Die bestehenden Gleise müssten nur
saniert werden. Die neue Strecke würde teilweise über
alte Trassen führen, die noch zu erkennen sind, zum Beispiel am
Neuen Hafen. Eine eingleisige Linienführung
würde hier ausreichen", berichtet Janda.
Auch die Haltepunkte sind einfach gestrickt: Benutzt
werden vorhandene, Eisenbahnbrücken, an die der Bahnsteig "gehängt"
wird - wie eine Blumenampel an einen Balkon. Die Verbindung
zum Boden effolgt über Treppen. Zudem aktiviert, Janda
die alten Bahnhöfe Speckenbüttel, Lehe, Wulsdorf
und den Columbusbahnhof. Etwa alle ein bis
zwei Kilometer befindet sich ein solcher Haltepunkt. Die
einzelnen Stationen wählte er nach zentraler Lage aus. Herzstück
seiner Überlegungen sind touristische
Ausflugsziele, Arbeitsstellen und Einkaufsstätten.
Erweiterung nach Bohmsiel
Auch über Erweiterungsmöglichkeiten hat er sich bereits Gedanken gemacht.
"Sollte sich Bohmsiel weiter so prachtvoll entwickeln,
muss die Linie S3 in einem Bogen hindurchfahren.
Der Anschluss für Lanhausen sowie eine Park&Ride-Station an der im Bau
befindlichen B71n und dem Wesertunnel wäre sinnvoll", findet
er. An der Autobahn-Abfahrt Wulsdorf hat Janda ein Parkhaus vorgesehen.
"Dieses ist vor allem für Touristen ;vorgesehen, die zum Ocean Park
möchten", führt er aus.
Als Betreiber des S-Bahn-Netzes liebäugelt Janda mit
den Eisenbahnen- und Verkehrsbetrieben Elbe-Weser
(EVB). "Diese betreibt erfolgreich die Strecke Hamburg-Bremerhaven.
Würde sie bereits bis nach Langen durchfahren, wäre die S1 schon
jetzt zum Teil realisiert", sagt der Telekom-Planer.
Was halten Sie von der Idee? Schreiben Sie uns Ihre
Meinung entweder per Post (siehe Impressum) oder direkt in unser
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(www.sonntagsjournal.de).
Zur Person
Heinz Janda
Der 43-jährige Familienvater arbeitet als Planer bei der
Deutschen Telekom. Eisenbahnen sind eher ein Hobby
von ihm. "Wenn wir im Urlaub sind, lassen wir keine
Museumsbahn aus", sagt der Bremerhavener lachend.
Schulz: Kein Kommentar
Bremerhaven (dbl). Oberbürgermeister Jörg Schulz (SPD)
wollte sich zum Janda-Plan auf Anfrage nicht äußern.
Unterdessen meldete sich der Verkehrsclub (VCD),
Kreisverband Bremerhaven, zu Wort. Er sieht sich auf
Grund der Untersuchungsergebnisse des Ingenieurbüros
TransTec mit der Empfehlung
bestätigt, die Straßenbahn wieder einzuführen.
"Die Studie belegt, dass Autofahrer für die
Straßenbahn leichter zu gewinnen sind als für den Bus. Und die
Beförderung von großen Fahrgästmengen erfolgt laut
Gutachten mit der Straßenbahn betriebswirtschaftlich
günstiger als mit dem Bus", betont VCD-Sprecher Jens
Volkmann. Er ist sich sicher, dass die Bürger und Einzelhändler dafür sind,
dass die Straßenbahn auch wieder
durch die "Bürger" fährt. Der City-Umbau müsse dadurch
nicht gestoppt werden. Volkmann: "Die Straßenbahn
könnte problemlos in die Fußgängerzone integriert
werden. Das beweisen Städte im In- und Ausland."
Bei den ermittelten Investitionskosten für ein neues
Straßenbahnnetz von rund 500 Millionen Mark könne
die Stadt mit bis zu 90 Prozent Förderquote rechnen.
Kommunen befürworten die Idee
Kreis Cuxhaven (chb). Die Kommunen im Landkreis
nehmen die Pläne für ein S-Bahn-Netz positiv auf. Besonders die Stadt Langen
sieht sie als interessante Idee. "Jede Verbesserung des
öffentlichen Personennahverkehrs kann nur gut sein",
meint Stadtdirektor Paul Seefeldt. So würde Langen die Idee genauso
unterstützen, wie den Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen oder
die Verkehrsgesellschaft Bremerhaven. Zurückhaltender ist die Gemeinde Loxstedt.
"Wenn das Konzept realisierbar und finanzierbar ist, ist es
zu begrüßen", sagt Detlef Wellbrock, stellvertretender
Gemeindevertreter. Die Gemeinde könne sich zwar beteiligen, das müsse aber im
Verhältnis zum Nutzen stehen. Die Samtgemeinde Land Wursten befürwortet
besonders eine Strecke nach Cuxhaven. "Wir interessieren uns
immer für eine Bahnanbindung", meint der stellvertretende
Samtgemeindedirektor Friedrich Bokeloh. So habe
man für rund 1,5 Millionen Mark die Bahnhöfe saniert.
Regionale Stadtbahn
Schröder: Linie bis Cuxhaven fahren lassen
Kreis Cuxhaven (chb). Eine
gute Ergänzung zum S-Bahn-Konzept für Bremerhaven
schlägt Ulrich Schröder, Fraktionsvorsitzender der
Grünen im Kreistag, vorstellen. Ihm schwebt eine Strecke vor, die vom
Bremerhavener Hauptbahnhof direkt nach Cuxhaven an den
Strand von Duhnen führt.
"Eine Art Regional-Stadtbahn", meint er. Dabei könnte
zum größten Teil die bestehende Bahnstrecke benutzt
werden. Lediglich in der Stadt Cuxhaven müssten vom
Bahnhof rund sechs Kilometer Schienen neu verlegt werden.
Außerdem hat er folgende Haltestellen bis Cuxhaven vorgesehen: Speckenbüttel,
Gandersefeld, Imsum, Wremen, Mulsum, Dorum, Cappel-Midlum, Spieka, Altenwalde
und Nordholz. Ein ähnliches Projekt plant die Stadt Bremen
ab 2004: Ab Bremen Hbf soll dann je eine Regional-Stadtbahn nach Nordenham
und Oldenburg verkehren.
EVB: Genaue Konzeptprüfung sinnvoll
Bahn AG ist auf Machbarkeitsstudie angewiesen -
VGB sieht Jandas Stadtbahn-Idee skeptisch
Bremerhaven (dbl). Die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe Weser (EVB)
unterstützen die Stadtbahn-Idee Heinz Jandas, sagt Dr.
Carsten Hein, oberster Betriebsleiter der EVB. Das
Konzept hält er nicht für abwegig.
Eine genaue Prüfung des Vorschlags sei sinnvoll. Hein
könnte sich sogar vorstellen, dass die EVB das Netz nach
einer Realisierung betreibt.
Für die Strecke Bremerhaven-Cuxhaven hat die Verkehrsgesellschaft ohnehin
schon Interesse angemeldet.Eine Entscheidung, ob die
EVB-Bahn bald auf der Strecke verkehren wird, steht aber noch aus.
Um abschätzen zu können, ob das Janda-Konzept Wirklichkeit werden könnte
müsste zunächst eine Machbarkeitsstudie angefertigt werden, meint Norbert
Giersdorff, stellvertretender Pressesprecher der Bahn AG für
Bremen und Niedersachsen. "Weil es sich um den Nahverkehr handelt,
der von den Ländern finanziert wird, müssten die Länder Bremen
und Niedersachsen die Stu die in Auftrag geben", berichtet Giersdorff.
Die Länder sind auch für die Ausschreibung der Nahverkehrsstrecken zuständig.
"Sollte der Betrieb eines solchen Stadtbahnnetzes tatsächlich
angeboten werden, auch darum bewerben",
meint der Pressesprecher. Soweit die Gleise im Besitz der
Bahn AG sind, vermietet sie sie an Mitbewerber, falls diese den Zuschlag
bekommen sollten.
Innerhalb der Machbarkeitsstudie würde zum Beispiel untersucht werden, ob
die Linienführung gut ist, Ob das Fahrgastpotential da ist
und welche der bestehenden Gleise saniert werden müssten und vor
allem: wie teuer das Ganze wird.
Karl-Heinz Witt vom Vorstand der Verkehrsgesellschaft
Bremerhaven (VGB) sieht die Idee sehr skeptisch. "Die
Investitions- und Betriebskosten für ein solches Projekt
wären weitaus höher als die Kosten für das Busnetz", ist
er sich sicher. Er hält es für sinnvoller, dieses Netz auszubauen.
Meinung
Aufwertung
Das Janda-Konzept ist eine gute Basis für die Diskussion über ein -
vermutlich vergleichsweise günstig zu realisierendes - Stadtbahnnetz.
Wenn die Politiker zu dem Schluss kommen sollten, dass eine
Wiederherstellung des Straßenbahnnetzes aus Kostengründen nicht möglich ist,
dann muss nach anderen Moglichkeiten gesucht werden, das
Netz zu verwirklichen. Eine Bahn, die Bürger und Touristen zügig von
hier nach da bringt und zudem das Umland einbindet, wertet Bremerhaven
als Oberzentrum auf.
Jandas Plan beinhaltet die wichtigen zentralen Punkte der Stadt
und wirkt schlüssig. Ein Stadtbahnnetz wäre ein
guter Anfang, eine Lösung mit Erweiterungsmöglichkeiten.
Dirk Bliedtner
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