VCD Karlsruhe kfk-Archiv

kreisfairkehr Frühjahr 1998

Inhalt

Food-Coop Klatschmohn
Neue Beschwerdestelle der Bahn
Einladung Mitgliederversammlung
Carsharing mit Stadtmobil
Mobil ohne Auto 1998
Standardisierte Bewertung Kriegsstraße
Keine Fahrkarten in S4 und S5
Karte ab 60 im KVV
Agenda 21 in Karlsruhe
 
 

Einkauf beim Bio-Bauern ohne Mehrverkehr

"Einkaufen direkt beim Bio-Bauern" - mit diesem Slogan machen die Anbauverbände für ökologischen Landbau auf die inzwischen zahlreichen Angebote aufmerksam. Auch in der Umgebung Karlsruhes gibt es Landwirte, die ihre Erzeugnisse ab Hof verkaufen. Der Kunde genießt dabei zwar den Vorteil relativ günstiger Preise, muß aber mehr Zeit und Fahrtkosten für seinen Einkauf investieren, als beim Gang zum Bioladen. Für Menschen ohne Auto stellt der Transport der eingekauften Waren allerdings ein Problem dar, der autofahrende Bioköstler belastet die Umwelt. Ein Mittel, um die Nachteile des Direktbezugs zu mildern, ist die Gründung von Einkaufsgemeinschaften, sogenannten Food-Coops.

In Karlsruhe existiert seit gut 15 Jahren diese Form der Beschaffung von Biowaren, die hinterher ausschließlich an Mitglieder verkauft werden. Die rund 30 Haushalte der Food-Coop "Klatschmohn" in der Gartenstraße kaufen derzeit bei knapp zehn verschiedenen Biokost-Erzeugern aus der Region "direkt" ein. Die gezielte Unterstützung regionaler Produzenten ist seit jeher ein zentrales Anliegen der Gemeinschaft. Darüber hinaus werden Produkte, die nicht direkt zu besorgen sind, von einem Großhändler in Bruchsal geliefert, so daß das Angebot in der Food-Coop nur geringfügig schmäler als das der Naturkostläden ist.

Der Verkaufspreis im "Klatschmohn" ist angesichts des bei fast allen Produkten garantierten Gütesiegels "aus kontrolliertem biologischen Anbau" sehr günstig. Allerdings müssen die Food-Coopler neben Geld auch Arbeitszeit investieren, damit "der Laden läuft". Die notwendigen Arbeiten sind in unterschiedlichen Dienstgruppen exakt organisiert, an denen sich alle Mitglieder beteiligen müssen. Dazu gehört die Aufgabe von Bestellungen und das Einsortieren der gelieferten Waren in die Verkaufsregale. Jeden Dienstag wird frisches Obst, Gemüse, Käse, Milch und Brot vom "Gemüse-" bzw. "Milchdienst" gebracht und von den beteiligten Haushalten nach dem Prinzip der Vorbestellung abgeholt. Für die Säuberung des Ladens gibt es ebenso eine spezielle Dienstgruppe wie für die Abwicklung der Finanzen.

Letzteres ist von erheblicher Bedeutung, da die Food-Coop einerseits den Produzenten gegenüber als zuverlässiger Geschäftspartner auftreten will. Zum anderen muß sie dafür Sorge tragen, daß ihr Finanzhaushalt ausgeglichen bleibt. Die Food-Coop will und darf zwar keine Gewinne machen; aber die zwangsläufig auftretenden Verluste - etwa durch Warenverderb - müssen irgendwie kalkuliert werden. Neben einer monatlichen Mietzahlung der einzelnen Mitglieder, über die die Nebenkosten gedeckt werden, gibt es daher einen Preisaufschlag auf den Einkaufspreis von 10 Prozent.

Außer durch die günstigen Preise zeichnet sich die Karlsruher Food-Coop auch dadurch aus, das sie gezielt Projekte unterstützen will, die den ökologischen Landbau und den fairen Handel mit der "Dritten Welt" fördern. Das geschieht vor allem durch den bewußten Einkauf, mitunter aber auch durch Spenden oder Kredite, die nach einem gemeinsamen Beschluß vergeben werden. Damit wird ein weiterer wichtiger Punkt angesprochen: fünfmal pro Jahr treffen sich die Mitglieder der Food-Coop im "Plenum", bei dem anstehende Probleme diskutiert und notwendige Entscheidungen getroffen werden. Da geht es dann unter anderem auch um die Erweiterung des Warenangebotes, Verbesserungsvorschläge bei den Dienstgruppen oder um die Planung eines gemeinsamen Grillfestes.

Wer sich fürs Mitmachen in einer Food-Coop entschließt, wird bald merken, daß hierin die Stärke dieser Organisationsform liegt. Jeder Teilnehmer ist dazu aufgerufen, sich zu engagieren, Ideen vorzubringen und im eigenen Interesse darum zu kümmern, daß so wenig Pannen wie möglich auftreten. Sobald der überwiegende Anteil des notwendigen Einsatzes nur noch von wenigen geleistet wird, läßt die Motivation nach und der geordnete Ablauf gerät durcheinander, was wiederum zum Austritt von Mitgliedern führt. Daher ist es auch wichtig, die für die jeweiligen Verhältnisse richtige Größenordnung an Mitgliedern zu finden. Größere Food-Coops mit mehreren hundert Haushalten funktionieren nur mit zusätzlichen festangestellten Arbeitskräften.

Einige Interessierte Besucher, die "nur mal reinschauen" wollten, bekommen beim Anblick von frischem Vollkornbrot und knackigem Salat soviel Appetit, daß sie sich spontan entschließen, der Food-Coop beizutreten. Dann heißt es auch für sie: "Einkäufe direkt beim Bio-Bauern erledige ich mit dem Fahrrad".

Interessenten können sich dienstags während der Ladenöffnungszeit zwischen 18:30 und 20:30 direkt informieren oder bei mir unter Tel 0721/856767.

Jochen Hohmann
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Bahn AG: Das Ende von "Vorsicht Kunde!"

Wer hat sich nicht schon mindestens einmal über irgend etwas rund ums Bahnfahren geärgert, Verspätungen, mangelnder Service, schlechte Anschlüsse? Jetzt gibt es die Möglichkeit für Bahnkunden, sich gezielt zu melden bei solchen, die auch zuständig sind.

Die deutsche Bahn AG hat hierfür ein neues Serviceangebot in der Region Baden-Rheinpfalz gestartet. Es nennt sich "Regionaler Ansprechpartner Nahverkehr", kurz RAN. Hier stehen jetzt vier Ansprechpartner zur Verfügung, die sich mit Kritik, Wünschen und Ideen der Bahnkunden auseinandersetzen. Erreichbar sind diese unter der Servicenummer (01803) 194 195, montags bis donnerstags von 7:30 bis 18:00 und freitags zwischen 7:30 und 16:00. Sonst ist ein Anrufbeantworter geschaltet. Wer nicht gerne telefoniert, kann sich auch schriftlich äußern. Hierzu hält die Bahn Postkartenvordrucke an allen Bahnhöfen in der Region bereit. Sehr erfreulich an diesem Angebot ist auch, daß Anrufer und Schreibende umgehend Nachricht über das Ergebnis ihrer Anregungen und Kritik erhalten sollen. Vielleicht entsteht hier wirklich bei Ernstnehmen des Angebotes von Seiten der Bahn die Möglichkeit für ein kundenfreundlicheres Unternehmen!

Michaela Müller
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VCD-Mitgliederversammlung

Im letzten kreisfairkehr wurde schon die Einladung und die Tagesordnung für die jährliche Mitgliederversammlung abgedruckt. Als zusätzlicher Punkt wurde inzwischen ein Vortrag zum Thema "Münster = Ein Fahrradmekka!?" eingefügt. Ein VCD-Mitglied aus Ettlingen, Johannes Kloppenborg, der selbst in Münster gelebt hat, hat sich freundlicherweise bereit erklärt, uns interessante Informationen zum Thema Radverkehr zu liefern. Vortragsbeginn ist 19h, der offizielle Beginn der Mitgliederversammlung am 28.4.1998 im "Kleinen Ketterer" am Lidellplatz. Wir freuen uns auf zahlreiches Erscheinen der Mitglieder und auch interessierter (Noch)Nichtmitglieder!

Noch ein wichtiger Hinweis zu den Satzungsänderungen, auf die schon in der letzten Ausgabe hingewiesen wurde: Der VCD-Landesverband möchte eine Änderung der geltenden Satzung des Kreisverbandes erreichen. Wir bitten alle interessierten Mitglieder, die sich im Detail mit dieser Frage auseinandersetzen wollen, sich im VCD-Büro zu melden oder zu den Aktiventreffen zu kommen. Es besteht so für alle die Möglichkeit, die angeregten Änderungen einzusehen und Stellung dazu zu beziehen. Dies sollte aber im Vorfeld der Mitgliederversammlung geschehen, um komplizierte und ermüdende Diskussionen an diesem Abend zu vermeiden. Wir streben vor allem an, zu einem einheitlichen Standpunkt des Kreisverbandes zu kommen, um die Sache möglichst sachlich und klar in der Jahreshauptversammlung entscheiden zu können.

Michaela Müller
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Stadtmobil jetzt schon mit 35 Fahrzeugen

Vor 21/2 Jahren ist Stadtmobil angetreten, um das gemeinschaftliche Autoteilen in Karlsruhe zu entwickeln und die umweltfreundliche Idee nach vorne zu bringen. Diese Ziele wurden nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen.

Der ökologische Effekt von Stadtmobil Car-Sharing ist enorm: Bis Ende 1997 haben die Stadtmobil-Mitglieder 177 eigene Fahrzeuge abgeschafft. Zudem fahren die 530 Teilnehmer ca. 1,7 Mio. PKW-km pro Jahr weniger als zuvor.

Zur Zeit stehen den Teilnehmern 35 Fahrzeuge zur Verfügung, Tendenz steigend. Inzwischen haben viele Karlsruher/innen es nicht mehr so weit zum nächsten Stellplatz. Aktuelle Standorte sind Südstadt (5), Südweststadt (5), Oststadt (4), Weststadt (11), Beiertheim, Durlach, Rüppurr, Weiherfeld (2), Ettlingen (2). Wichtig für Familien mit Kindern: In allen PKW befinden sich Kindersitze.

Gewählt werden kann zwischen Mini, Kleinwagen, Kombi, Kastenwagen, Transporter und 9-Sitzer-Bus. Die Reservierungszentrale ist rund um die Uhr erreichbar. Und die Statistik beweist: In fast jedem Fall steht das gewünschte Fahrzeug zur Verfügung.

Viele Organisationen in anderen Städten zeigen, daß sich das Car-Sharing-Konzept insgesamt bewährt hat. Insgesamt teilen sich bundesweit 32.000 Menschen ca. 2000 Fahrzeuge. Mitglieder von Stadtmobil Karlsruhe können über den "Bundesverband für Organisiertes Autoteilen" (boa) jedes dieser Fahrzeuge buchen.

Wer bei Stadtmobil Karlsruhe einsteigen möchte, hinterlegt 700,- DM (zurückerstattet werden 650,-) und zahlt einen monatlichen Beitrag von 7,- DM. Dann werden nur noch die Nutzungsgebühren - je nach gebuchter Zeit und gefahrenen Kilometern - fällig.

Weitere Informationen gibt es im Stadtmobil-Büro in der Ludwig-Wilhelm-Str. 15 oder telefonisch unter 0721/9 662 662.

Frank Ratzel
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Mobil ohne Auto 1998

Auch dieses Jahr wird es am 21. Juni einen Tag "Mobil ohne Auto" geben. Da die AOK Baden-Württemberg ihren Radsonntag auf dieses Datum gelegt hat, und die AOK Karlsruhe ihren Zielpunkt nach Rappenwört verlegt hat, können beide Veranstaltungen zusammen dort beim "Autofreien Rappenwört" stattfinden. Jetzt werden Organisationen gesucht, die dabei mitmachen wollen.

Das "Autofreie Albtal" am 16. August ist derzeit wieder in Frage gestellt. Nachdem alle fünf Bürgermeister des Albtals den Antrag für die Sperrung der Straße von Ettlingen nach Bad Herrenalb unterschrieben hatten, gingen alle von der Genehmigung durch das Landratsamt aus. Seit Juli 1997 wird der Antrag jetzt aber dort schon geprüft - ohne Ergebnis. Ein Problem ist dabei, daß der Enzkreis die Erlaubnis für eine Umleitung über sein Gebiet nicht geben will.

Johannes Honné
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Auto-Broschüren

Das Landesverkehrsministerium hat zwei Broschüren herausgebracht:

"Energiesparend fahren - Wie Sie Ihren Benzinverbrauch sofort um bis zu 30 % senken können" und "Sicher fahren und sparen - Ein Ratgeber rund ums Auto". Beide sind kostenlos erhältlich beim "Ministerium für Umwelt und Verkehr", Hauptstätter Str. 67, 70178 Stuttgart.
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Spritsparkurse des VCD

Für alle, denen die Preise für Spritsparkurse zu hoch waren, hat jetzt der VCD-Landesverband ein neues Angebot: Das kleine Spritspar-Training für 95,- DM für VCD-Mitglieder (sonst 120,-).An jedem dritten Samstag im Monat kann man dabei in Stuttgart lernen, wie man ein Auto fahren muß, um mit wesentlich weniger Spritverbrauch auszukommen. Außerdem gibt es weiterhin das große Spritspartraining für 175,- (sonst 225,-), das einen ganzen Tag dauert. Interessenten bitte im VCD-Büro melden!
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Standardisiertes Bewertungsverfahren

Derzeit wird eine Straßenbahntrasse über die Kriegsstraße als Entlastung für die Kaiserstraße geplant. Die bislang veröffentlichten Zwischenergebnisse sehen aber im Moment sehr schlecht aus. Ursache hierfür ist eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung, die ein katastrophales Ergebnis hat. Was verbirgt sich jetzt eigentlich hinter diesem Bewertungsverfahren, das offiziell "Standardisierte Bewertung von Verkehrswegeinvestitionen des Öffentlichen Personennahverkehrs" genannt wird?

Der Ausbau der öffentlichen Nahverkehrssysteme kann von kommunalen Gebietskörperschaften in der Regel nicht alleine bezahlt werden. Damit beispielsweise Straßenbahnschienen verlegt und Busbahnhöfe eingerichtet werden können, bedarf es der Unterstützung seitens des Bundes und der Länder, die derartige Investitionsmaßnahmen bis zu 85% der Gesamtsumme bezuschussen. Voraussetzung dafür ist eine positive Beurteilung der Maßnahme nach der bundesweit einheitlichen Standardisierten Bewertung. Dieses Verfahren vergleicht den zu erwartenden volkswirtschaftlichen Nutzen der Maßnahme mit den damit verbundenen Kosten. Grundvoraussetzung für die Förderwürdigkeit ist ein Nutzen-Kosten-Quotient von größer 1. Sämtliche Projekte, für die eine Standardisierte Bewertung durchgeführt und für die ein Antrag auf Bezuschussung gestellt wurde, werden in der Reihenfolge ihres Nutzen-Kosten-Quotienten sortiert. Die Entscheidung, welche Projekte gefördert werden, hängt sowohl von dem jeweiligen Nutzen-Kosten-Indikator als auch natürlich von den zur Verfügung stehenden Geldern ab. Der Topf für die ÖPNV-Investitionen wird übrigens von der Mineralölsteuer gespeist. Dies bedeutet, daß bei ausgiebigem Treibstoffverbrauch mehr Finanzmittel verfügbar sind. Diese Zweckbindung der Mineralölsteuer führt im Gegenzug zu der verrückten Konsequenz, daß bei umfassender Verlagerung von Autofahrten auf den ÖPNV dieser wegen ausfallender Mineralölsteuer nicht mehr weiter ausgebaut werden könnte. Der beherzte Ausbau des ÖPNVs u.a. im Raum Karlsruhe in den letzten Jahrzehnten verdeutlicht aber eindrucksvoll, daß allen Appellen von Umweltorganisationen zum Trotz Deutschlands Autofahrer kräftig fahren und somit ihre Solidarität mit dem ÖPNV unter Beweis stellen.

Warum ist aber gerade für die Kriegsstraßentrasse die Bewertung derzeit so schlecht? Hierzu ist ein kleiner Einblick in die Vorgehensweise der Standardisierten Bewertung erforderlich. Zu unterscheiden ist zwischen Ist-Fall, Ohne-Fall und Mit-Fall. Der Ist-Fall stellt die aktuelle Situation dar, also das heutige Liniennetz und Fahrplangefüge, der Mit-Fall die ins Auge gefaßte Investitionsmaßnahme, im vorliegenden Fall die Führung über die Kriegsstraße. Um eine objektive Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wird der Mit-Fall nicht mit dem Ist-Fall verglichen, sondern mit dem Ohne-Fall, der eine Optimierung des Ist-Falles mit "herkömmlichen Mitteln", also ohne große Investitionsmaßnahmen darstellt und die bis zum Planungshorizont voraussehbaren Änderungen im Verkehrsangebot und in der Verkehrsnachfrage berücksichtigt.

Die bei der Bewertung anzusetzenden Kosten setzen sich zusammen aus dem Kapitaldienst der Investitionsmaßnahme (Verzinsung und Abschreibung) und den Unterhaltungskosten. Die Summe dieser beiden Komponenten bilden den Nenner des alles entscheidenden Nutzen-Kosten-Indikators. Der Nutzen setzt sich zusammen aus Vorteilen, welche die Nutzer, Betreiber und die Allgemeinheit mit der Realisierung des Pojektes zu erwarten haben. Beim Nutzer sind es vor allem kürzere Reisezeiten und weniger Umsteigevorgänge, beim Betreiber mehr Einnahmen und niedrigere Kosten für den Betrieb und die Unterhaltung des Fahrweges. Bei der Allgemeinheit ist es eine Verminderung der Abgasbelastung und der Unfälle, bewirkt durch eine Verlagerung von Autofahrten auf den öffentlichen Verkehr. Diese kurz beschriebenen Komponenten werden zusammengefaßt und bilden den Zähler des Nutzen-Kosten-Indikators.

Der Grund für die schlechte Bewertung der Kriegsstraßentrasse liegt allem Anschein nach darin, daß die Verlagerung von Linien von der Kaiserstraße in die Kriegsstraße den ÖPNV-Kunden kaum nennenswerte Vorteile bringt. Die Reisezeit wird wohl für viele Nutzer eher länger, während die Betriebskosten durch längere Linienwege und zusätzliche Linien steigen. Das niederschmetternde Ergebnis ist damit in vorderster Linie auf den geringen Nutzen der Maßnahme und weniger auf die Kosten zurückzuführen.

Nicht bekannt ist, in welchem Maße berücksichtigt wurde, daß die derzeitige nahezu ausschließliche Führung über die Kaiserstraße sehr störungsanfällig ist und auftretende Verspätungen im Bahnverkehr auch zu Fahrgastverlusten führen, die mit Hilfe einer parallelen Trasse vermieden werden könnten.

Soll der Ausbau des ÖPNV in Karlsruhe nicht auf absehbare Zeit zum Stillstand kommen, ist eine Weiterverfolgung sämtlicher oberirdischer Varianten incl. Kriegsstraße und Hauptbahnhof unumgänglich. Ein Nutzen-Kosten-Indikator über 1 erscheint dabei zwar ein sehr hochgestecktes, aber vielleicht doch erreichbares Ziel zu sein.

Rainer Schneider
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Kriegsstraße

Bei der Vorstellung der Zwischenergebnisse zur Kriegsstraßenplanung mußte man nach den Kommentaren (bis hin zum Bau der im Bürgerentscheid abgelehnten U-Strab) den Eindruck gewinnen, als sei die Straßenbahn durch die Kriegsstraße nicht bezuschussungswürdig und könnte damit nicht gebaut werden. Dabei ist das schlechte vorläufige Ergebnis der Standardisierten Bewertung nach unserer Meinung durchaus verbesserungsfähig.

Zum einen haben die Untersuchungen ergeben, daß riesige Verkehrsstaus auf dem Mendelssohnplatz entstehen würden. Das wäre aber einfach dadurch zu beheben, daß weniger Bahnen über dieses Nadelöhr geführt werden. Im VCD-Vorschlag, der auf einem Konzept von Gerhard Stolz beruht und vor kurzem an die Fraktionen und die Verwaltung verteilt wurde, führen dort nur zwei Linien vorbei.

Vor allem war aber das Ergebnis der Standardisierten Bewertung sehr schlecht. Das kommt wohl daher, daß die Kriegsstraßentrasse hauptsächlich als Entlastung für die Kaiserstraße benutzt wurde (siehe Artikel links). Nur für die Fußgänger in der Kaiserstraße würden sich dadurch die Behinderungen reduzieren.

Aber ohne eine neue Trasse in der Innenstadt kann keine Netzerweiterung und keine Fahrplanverdichtung mehr stattfinden, weil die Kaiserstraße keine zusätzlichen Bahnen aufnehmen kann. Bei den Planungen für die U-Strab war das noch bei den Planern bekannt. Denn der Nutzen der Kriegsstraßentrasse ergibt sich nur im Zusammenhang mit den übrigen geplanten Netzerweiterungen. Inwieweit dies bei der Bewertung der Kriegsstraße mit eingerechnet wurde, ist derzeit unklar.

Jetzt sind die Verkehrsbetriebe dabei, die Vorgaben für die Berechnungen zu optimieren. Insbesondere das zugrundegelegte Liniennetz muß wohl revidiert werden und eine Verdichtung des Taktes, zum Beispiel durch zusätzliche Linien, ist in die Planung einzubeziehen. Dies wird in Zukunft nötig sein und schlägt voll als Nutzen für die Kriegsstraße zu Buche.

Johannes Honné
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Keine Fahrkarten in S4 und S5

Ab 1. März soll auf den Linien S4 (Baden-Baden - Bretten) und S5 (Pforzheim - Wörth) versuchsweise der Verkauf von Fahrkarten beim Fahrer eingestellt werden. Die Fahrgäste werden gebeten, ihre Fahrkarten an den Automaten oder in den Geschäftsstellen zu kaufen. Unter dem Motto "Starte mit Karte" will der KVV Verständnis für diese Maßnahme wecken.

Der Grund dafür ist, daß eine Ursache für Unpünktlichkeit der Bahnen im Fahrscheinverkauf beim Fahrer liegt. Wollen mehrere Fahrgäste einen Fahrschein, addieren sich die verlorenen Zeiten zu einer satten Verspätung. Auch in anderen Städten werden deshalb keine Fahrkarten mehr in den Bahnen verkauft. Nun will man im KVV Erfahrungen sammeln. Bei beiden ausgesuchten Linien stehen bereits an fast allen Haltestellen Fahrkartenautomaten, so daß der Fahrkartenkauf dort möglich ist.

Der VCD meint, daß die Einstellung des Fahrkartenverkaufs zwar durchaus eine Einschränkung ist. Wer schon einmal mit einem 100-DM-Schein hilflos am Automaten gestanden hat oder als Fremder in eine Stadt kommt, der weiß um die Probleme mit Automaten. Andererseits ist aber die Pünktlichkeit der Bahnen so wichtig, daß man dafür eine Komforteinschränkung in Kauf nehmen muß. Insbesondere in einem so dichten Takt wie in Karlsruhe pflanzen sich Verspätungen sonst schnell auch auf andere Fahrzeuge fort, und das ist viel schlimmer als seltene Probleme mit dem Bezahlen. Außerdem werden auch die Automaten bald die Bezahlung mit Geldkarte ermöglichen. Und wenn ein Automat einmal nicht funktioniert, dann muß ein eventuell erscheinender Fahrkartenkontrolleur das akzeptieren. Und für Notfälle, wenn die Zeit für das Lösen eines Scheins nicht mehr reicht, sollte man immer eine Reserve-Fahrkarte dabeihaben.

Übrigens überlegt der KVV inzwischen auch, eventuell kleine Fahrkartenautomaten, die nur mit Geldkarte zu füttern sind, in die Bahnen einzubauen.

Johannes Honné
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Die "Karte ab 60" soll kommen

Im kreisfairkehr vom Herbst 97 haben wir die Diskussion über die Einführung einer ermäßigten Karte für ältere Menschen dargestellt/ kommentiert. Der Aufsichtsrat des Karlsruher Verkehrsverbundes KVV hat jetzt (nach Vorbild des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar VRN) der Einführung einer Seniorenkarte zugestimmt.

Alle Männer und Frauen, die bis zum 1. November 1998, dem Datum der geplanten Einführung, 60 Jahre alt sind, haben Anspruch auf diese ermäßigte Jahresnetzkarte. Sie soll nicht übertragbar sein und 480 DM pro Jahr kosten. Die Karte ist ein Jahr ab Kaufdatum gültig. Der Kaufpreis kann entweder auf einmal bezahlt werden oder in monatlichen Raten von 40 DM. Es gibt die "Karte ab 60" aber nur als Jahres- und nicht als Monatskarte. Sie gilt im gesamten Netz des KVV.

Voraussetzung für die Einführung der Karte ist allerdings, daß bis Ende September mindestens 25 000 Anträge beim KVV eingegangen sein müssen. Anderenfalls wäre dieses Angebot ein Verlustgeschäft für den Verkehrsverbund. Für den KVV stehen bei diesem Angebot wirtschaftliche Motive im Vordergrund. So wird auch betont, daß es sich hier nicht um einen Sozialtarif für Rentner handelt, sondern von Seiten des KVV die Absicht und die Hoffnung dahinter steht, ältere Menschen dauerhaft an den öffentlichen Nahverkehr zu binden (neben dem ökonomischen Vorteil der verbilligten Seniorenkarte). Weiter wird darauf verwiesen, daß die Schülerjahresnetzkarten zum gleichen Preis von 40 DM monatlich erhältlich seien und somit eine soziale Schieflage zugunsten der Älteren vermieden werde.

Jetzt sollten sich alle ab 60 überlegen, ob sie durchschnittlich mehr als 40 DM / Monat für KVV-Fahrkarten ausgeben (oder beim Umstieg auf die Bahnen ausgeben würden) und sich daher für sie der Erwerb der Karte lohnt. Bestellformulare für Interessierte sind an allen Verkaufsstellen des KVV sowie an den Rathauspforten erhältlich.

Michaela Müller
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Agenda 21: Aktionsprogramm für's 21. Jahrhundert

Auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 wurde die Agenda 21 verabschiedet, ein Aktionsprogramm für eine weltweit "nachhaltige" Entwicklung. Hatte die Konferenz bis heute Konsequenzen vor Ort in den Städten und Gemeinden? Was sich speziell in Karlsruhe unter dem Titel "lokale Agenda 21" alles getan hat, und wo es Möglichkeiten der aktiven Beteiligung für die BürerInnen gibt, darüber will dieser Artikel einen Überblick geben.

In der Präambel der Agenda 21 heißt es: "Durch die Vereinigung von Umwelt- und Entwicklungsinteressen und ihre stärkere Beachtung kann es uns gelingen, die Deckung der Grundbedürfnisse, die Verbesserung des Lebensstandards aller Menschen, einen größeren Schutz und eine bessere Bewirtschaftung der Ökosysteme und eine gesicherte, gedeihlichere Zukunft zu gewährleisten."

Wer soll nun diese schönen großen Worte mit Leben erfüllen? Das Dokument macht eine bedeutsame Aussage: Die Kommunen werden ausdrücklich aufgefordert, kommunale Aktionsprogramme aufzustellen und zu diesem Zweck auch nach neuen Wegen der Kommunikation zwischen Bürgern und Verwaltung zu suchen, um gemeinsam die zukünftige Entwicklung der Gemeinde zu gestalten und zukünftigen Generationen gesunde Lebensbedingungen zu erhalten.

Die Agenda 21 Karlsruhe und die "gesellschaftlich relevanten Gruppen"

Der Karlsruher Gemeinderat hat im April 1997 die Erstellung eines lokalen Handlungsprogramms beschlossen: "Die AGENDA 21 KARLSRUHE wird für die nachfolgenden Bereiche Umweltqualitätsziele beschreiben und definiert Ansätze für zu ergreifende Maßnahmen, die durch den intensiven Abstimmungsprozeß mit allen gesellschaftlich relevanten Gruppen als einvernehmliche Ziele anerkannt und von den Gruppen eigenständig verfolgt werden."

Es sollen also für die unterschiedlichsten Bereiche Umweltqualitätsziele definiert werden, dies gilt unter anderem für Energie und Klimaschutz, Umwelt und Wirtschaft, Flächeninanspruchnahme, Bauen und Wohnen, Wasser/Abwasser, Lärm und nicht zuletzt für den Verkehrsbereich. Außer den Sachgebieten ist auch der kommunale Prozeß der Politikformulierung angesprochen; so sollen auch Modelle von mehr Bürgerbeteiligung entwickelt werden.

Schritte in die Öffentlichkeit

In Karlsruhe ist mittlerweile einiges angestoßen worden. Auf der einen Seite wird auf Seiten der Umweltverbände an der Erstellung einer gemeinsamen Thesensammlung zu lokal relevanten Themen gearbeitet (Informationen im Umweltzentrum, Tel. 38 05 75); auf der anderen Seite arbeiten sie intensiv im Agenda 21-Arbeitskreis der Stadt Karlsruhe mit.

Die Stadt hat ein Agenda 21-Büro beim Umweltamt eingerichtet (Tel. 133-3118, Thomas Schuld). In der Kaiserstraße wird im Laufe dieses Jahres ein Agenda 21-Schaukasten aufgestellt werden. Dort werden Vorschläge und Ideen, die von KarlsruherInnen geäußert werden, ausgestellt. Die Möglichkeit zur schriftlichen Äußerung besteht in Form eines Faltblattes, das die Stadt zum Thema herausgegeben hat. Es ist an allen offiziellen Stellen der Stadt erhältlich, natürlich auch im Umweltzentrum. Außerdem wird die Stadt Internet-Seiten unter der Adresse "Agenda 21" einrichten.

Eine Veranstaltungsreihe bei der Volkshochschule wird interessierten BürgerInnen (insbesondere auch solchen, die sich nicht gleich bei einer Umweltorganisation engagieren wollen) Gelegenheit bieten, ihre Vorstellungen einzubringen.

Die Eröffnungsveranstaltung am 6. März

Die Veranstaltung steht unter dem Motto "Ihr Grips für die Karlsruher Zukunft ist gefragt". Sie findet, in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule, in deren Räumen im Studienhaus Kaiserallee 12 e (Straßenbahnhaltestelle Yorckstraße, Linie 2,3,5, S1/S11, S2 und S5) ab 18.00 Uhr statt. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei. (Anmeldung unter der Kursnummer 1309 ist erwünscht.)

In der Ankündigung ist zu lesen: "Die VHS will sich in diesem Projekt als Vermittlerin zwischen Bürgern und Verwaltung einbringen. An diesem Abend haben BürgerInnen die Möglichkeit, Arbeitsgruppen ins Leben zu rufen: Jede Gruppe erarbeitet im Laufe der nächsten Monate zu ihrem Themenbereich - unter Berücksichtigung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten - gemeinsame Ziele, Handlungsempfehlungen und Leitbilder, die dann im 2. Semester 98 an der VHS präsentiert werden sollen." Der genaue Veranstaltungsablauf ist im Programm der VHS abgedruckt.

Die Vielzahl der Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung soll in in vier Arbeitsgruppen zu den Themen Arbeit, Konsum, Freizeit und Wohnen behandelt werden. Der Verkehr ist also als Querschnittsthema in allen Bereichen enthalten und nicht als eigenständiges Thema herausgestellt worden. Zwar besteht so die Gefahr, daß die Verkehrsproblematik jeweils als Unterpunkt zu den vier Bereichen untergeht. Auf der anderen Seite fühlen sich vielleicht ganz "normale" BürgerInnen besser angesprochen durch diese alltagsweltlichen Themen, zu denen jedeR auch ohne übergroße Sachkenntnisse etwas sagen und vorschlagen kann.

Es bleibt abzuwarten, was sich aus der Arbeit der Themengruppen ergibt, vor allem, was die Verwaltung dann aus den Anregungen und formulierten Zielen macht und natürlich auch, was der Gemeinderat letztendlich verabschiedet. Im Vorfeld bleibt aber in jedem Falle dazu aufzurufen, diese Chance zu nutzen und sich möglichst zahlreich an diesem Projekt zu beteiligen.

Brigitte Lassen / Michaela Müller
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