VCD Karlsruhe kfk-Archiv

kreisfairkehr Herbst 1999

Inhalt
Wahlprüfsteine
Podiumsdiskussion Gemeinderat
Editorial
Schnuppertreff beim VCD
Fahrgastbeirat des KVV
Nordstadt-Straßenbahn
Baden-Württemberg-Ticket
Mehr Rechte für RadlerInnen
Umgestaltung Durlacher Allee
 

Gemeinderatswahl im Umweltcheck

Am 24. Oktober sind alle Baden-WürttembergerInnen aufgerufen, ihre Gemeinde- und Kreisräte neu zu wählen. Der VCD hat dies zum Anlass genommen, gemeinsam mit Karlsruher Umweltverbänden (BUND, NABU, ADFC, BUZO, Wirbel, Bürgerinitiative Beiertheimer Feld, Hardtwaldfreunde und Mehr Demokratie e. V.) Fragen an die Karlsruher KandidatInnen zu formulieren, die den Umwelt- und Verkehrsbereich betreffen und um deren Beantwortung gebeten. Die Fragen wurden an alle jeweils 48 KandidatInnen von CDU, SPD, GRÜNE, KAL und FDP, sowie die ersten Spitzenplätze von ÖDP und PDS verschickt.

(Ausführliche Antworten der KandidatInnen hier [leider hat der BUND die Befragung gelöscht - d. Webmaster 15.03.00])
Uns war es wichtig, Einzelprofile der KandidatInnen zu erhalten, da ja die Gemeindewahlordnung es den WählerInnen ermöglicht, nicht nur eine Partei zu wählen, sondern Einzelne, auch unterschiedlicher Parteien, zu bevorzugen.

Bevor in inhaltliche Details der Fragenkomplexe gegangen wird, einige allgemeine Anmerkungen aus Sicht des VCD: Auffällig ist der relativ geringe Rücklauf an Antworten. Die Ferienzeit ist hierfür wohl kein alleiniges Argument, immerhin wurden die Fragebögen vor sieben Wochen an die Parteien verteilt. Selbst wenn wir einmal davon ausgehen, dass viele sehr belastet sind mit Anfragen und Wünschen von Verbänden und WählerInnen ist dennoch davon auszugehen, dass viele das Thema Umweltschutz nicht als vorrangig betrachten. Auffällig auch, dass die Spitzenleute von SPD und FDP durch Nicht-Antworten glänzen.

Von CDU und PDS kam bis zu unserem Redaktionsschluss überhaupt keine Reaktion, die PDS erhielt die Fragen aber leider auch erst kurzfristig.

Ebenso bedauerlich ist es, dass einige Parteien nur eine einzige Meinung abgegeben haben. Sicherlich ist es unbestritten, dass bei Abstimmungen im Gemeinderat die Parteien meistens geschlossen votieren. Dennoch bestehen Unterschiede in der persönlichen Auffassung der KandidatInnen. Und die Wahlprüfsteine sollten ja dazu dienen, dass die interessierten WählerInnen solche identifizieren können, denen der Umweltschutz besonders am Herzen liegt. Dies ist jetzt leider nur begrenzt möglich.

Angesichts der Diskussionen, die derzeit über die Richtung der zukünftigen Verkehrspolitik in der Stadt geführt werden, ist es uns aber dennoch sehr wichtig, dass die WählerInnen hier in die Diskussion mit einbezogen werden. In polemischer und unsachlicher Art und Weise wird im Moment davon gesprochen, dass "der Bürger" angeblich eine Wende in der Verkehrspolitik will, dass die AutofahrerInnen schikaniert würden, die Stadt mit dem Auto nicht mehr erreichbar sei, wichtige Straßen zu Lasten der AutofahrerInnen zurückgebaut würden und somit der Autoverkehr abgewürgt würde und es überhaupt mit dem Ausbau und der Bevorrechtigung von Straßenbahnen jetzt doch genug sei. Wir setzen uns dafür ein, dass die Diskussion über solche Fragen sachlich und fair geführt wird und nicht ständig Pauschalverurteilungen ins Feld geführt werden, während sich die Probleme bei genauem Hinsehen als sehr viel differenzierter erweisen.

Die Themen der Wahlprüfsteine sollen Grundlage für weitere Diskussionen unter den WählerInnen sein, damit die Ökologie bei diesen Wahlen nicht in Vergessenheit gerät.

Die Fragen im einzelnen und die gegebenen Antworten sind auf dem Zusatzblatt (nur in den Karlsruher kreisfairkehren beigelegt) zusammengefasst. Diese Tabelle und weitergehende Aussagen der Befragten stehen auch im Internet (leider hat der BUND die Befragung gelöscht - d. Webmaster 15.03.00).

Was die Verkehrsfragen angeht, ist es besonders interessant, dass die Frage des Umbaus der Kriegsstraße (Nr. 14) am meisten auf Ablehnung, zumindest einschränkender Skepsis bei den Befragten vor allem bei SPD und FDP stößt. Hier besteht sicherlich noch großer Diskussionsbedarf, vor allem auch vor dem Hintergrund der Antistimmung, die zur Zeit gegen jegliche Einschränkung des Autoverkehrs in der Stadt gemacht wird. Wobei die allermeisten für eine Straßenbahnlinie in der Kriegsstraße votieren, jedoch Probleme beim Rückbau der Autostraße sehen bzw. diesen nur im Rahmen eines Gesamtkonzeptes für den Verkehr in der Stadt befürworten.

Beim Dauerbrenner Nordtangente stehen der eindeutigen Ablehnung bei GRÜNEN, KAL und ÖDP die zustimmenden oder relativierenden Äußerungen bei der SPD und FDP gegenüber. Die SPD-Leute verwiesen auf die Beschlusslage der SPD, die ja die Hängebauchlösung, also die Nordtangente ohne den Durchstich durch den Hardtwald, vorsieht. Der Ost-Teil der Nordtangente wird auch als schnellste Möglichkeit einer Entlastung von Hagsfeld betrachtet. Während GRÜNE, KAL und ÖDP wie der VCD eher auf eine schnellere Realisierbarkeit einer lokalen südlichen Umgehung von Hagsfeld verweisen.

Allgemein möchten wir noch auf die Grundproblematik solcher Befragungen mit Ja- oder Nein-Antworten hinweisen: Sie können eine Groborientierung geben, es ist aber sicherlich ratsam, sich auch die Parteiprogramme durchzulesen und auch den direkten Kontakt mit den KandidatInnen zu suchen. Gerade das Thema Verkehr wird in diesem Wahlkampf sehr konträr diskutiert und es zeigen sich hier fundamentale Unterschiede zwischen den Parteien. Die WählerInnen haben es in der Hand, welche Positionen in den nächsten fünf Jahren gestärkt im Gemeinderat vertreten sein werden.

Jede Stimme zählt.

Michaela Müller
 

Podiumsdiskussion zur Gemeinderatswahl

Damit sich alle Interessierten ein Bild von den Zielen der Parteien zur Gemeinderatswahl bei den Themen Umweltschutz, Naturschutz und Verkehr machen können, haben die Umweltverbände in Karlsruhe eine Podiumsdiskussion organisiert. Dazu wurden VertreterInnnen von CDU, SPD, GRÜNE, KAL, FDP, ÖDP und PDS eingeladen. Die Veranstaltung findet statt am 13. Oktober um 20 Uhr im Zieglersaal in der Gaststätte "Callas", Baumeisterstraße 18.

Kommen Sie vorbei!
 

Editorial

Wenn Sie sich gewundert haben, dass der kreisfairkehr diesmal so spät kommt: Wir haben das Erscheinen verschoben, damit wir die Ergebnisse der Wahlprüfsteine einbeziehen konnten.

Über die "neue" U-Strab, also alle Straßenbahnen in der Kaiserstraße unter die Erde zu legen, gibt es keine neuen Informationen. Trotzdem wird das Thema in der Öffentlichkeit permanent hochgehalten. Wir haben beschlossen, uns bis zum Bekanntwerden von Ergebnissen der eingeleiteten Untersuchungen vorerst dazu nicht mehr zu äußern. Die (äußerst skeptische) VCD-Position wurde im kreisfairkehr 1/99 dargestellt.
 

Schnuppertreff beim VCD

Der VCD-Kreisverband Karlsruhe lädt am Montag, dem 18. Oktober ab 19 Uhr zu einem Schnupper-Aktiventreff ins Umweltzentrum in der Kronenstr. 9 ein. Hier können sich Interessierte unverbindlich über die vielfältige Vereinsarbeit informieren. Für Brezeln und Getränke ist gesorgt.

Jochen Geissel
 

FNAUT/PRO BAHN Interregional 1999 in Lauterbourg

Am Sonntag, den 17. Oktober, findet im elsässischen Lauterbourg die Veranstaltung FNAUT/PRO BAHN-Interregional zum grenzüberschreitenden Regionalverkehr statt. Das Schwerpunktthema ist der öffentliche Verkehr zwischen dem Elsaß, Rheinland-Pfalz und Nordbaden. Die Bahnstrecken Wörth - Lauterbourg - Strasbourg und Rastatt - Wintersdorf - Roeschwoog - Haguenau stehen hier im Mittelpunkt. Als Referenten wurden Vertreter aus dem Elsaß, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg aus den Bereichen Politik, Verkehr und Raumplanung eingeladen. Die Teilnahme ist kostenlos.

Mit dem Bienwaldexpress ist die Veranstaltung günstig mit der Bahn zu erreichen. Ort und Zeit: Mehrzwecksaal Lauterbourg von 13:30 Uhr bis 17 Uhr. Nähere Hinweise unter Tel. 0721 / 50 25 70.

Johannes Meister
 

Fahrgastbeirat für die Nordstadtbahn

Ein dreiviertel Jahr nach seinem ersten Treffen hat sich der Fahrgastbeirat des KVV inzwischen gut eingearbeitet. Die formalen Dinge, wie die Verabschiedung einer Geschäftsordnung und die Wahl der Sprecher wurden schnell abgehakt. Anfänglich war es etwas schwierig, die einzelnen Mitglieder mit ihren völlig unterschiedlichen Schwerpunkten und Kenntnissen unter einen Hut zu bringen. Inzwischen hat sich das aber als großer Vorteil erwiesen: Zu fast jedem Thema, das auf den Tisch kommt, kann jemand aus eigener Erfahrung den anderen berichten. So kommt kaum ein Aspekt zu kurz.

Dennoch empfehlen die Mitglieder des Fahrgastbeirats, Eingaben zunächst an den KVV zu richten. Sie selbst geben ebenfalls alle eingehenden Anregungen zunächst zur Stellungnahme an den KVV weiter. Die Arbeitszeit der alle sechs Wochen stattfindenden Treffen ist effektiver mit Angelegenheiten genutzt, die über den Einzelfall hinausgehende Bedeutung haben. Den Beschwerden über einzelne Vorfälle, etwa verpasste Anschlüsse oder Verhalten des Personals kann ohnehin der KVV schneller und gezielter nachgehen. Wer sich hierbei nicht ernst genommen fühlt, kann sich aber gern an den Fahrgastbeirat wenden.

Die Zusammenarbeit mit dem KVV gestaltet sich sehr erfreulich, die Anregungen des Fahrgastbeirats werden ernst genommen. So will sich der KVV jetzt bei der DB für günstigere Fahrplanlagen der S3 und S5 einsetzen, um die Anschlüsse in Durlach zu gewährleisten, außerdem sollen die Erläuterungen an den Fahrscheinautomaten verständlicher werden.

Einhellig sprachen sich die Mitglieder für den schnellen Bau der Nordstadtbahn aus. Schnurgerade Schienen und moderne Fahrzeuge würden in der Erzbergerstraße sogar zu einer Lärmminderung führen, nur im Bereich Hildapromenade müssen einige wenige Anwohner Nachteile in Kauf nehmen. Busse sind nach Ansicht aller Mitglieder keine Alternative, da sie unruhiger fahren, langsamer und unpünktlicher sind.

Künftig will sich der Fahrgastbeirat mit den Themen Fahrgastinformation und Qualität des Angebots in der Region befassen. Die U-Strab wurde bisher erst am Rande angesprochen, hier wird sich der Fahrgastbeirat noch umfassend informieren müssen.

Ralph Gutschmidt, stellvertretender Sprecher des Fahrgastbeirats
 

Aus den Unfallprotokollen deutscher Versicherungen:

"Ich fuhr mit meinem Wagen gegen die Leitschiene, überschlug mich und prallte gegen einen Baum. Dann verlor ich die Kontrolle über mein Auto."

"In hohem Tempo näherte sich mir die Telegraphenstange. Ich schlug einen Zickzack-Kurs ein, aber dennoch traf die Telegraphenstange am Kühler."

"Ihre Argumente sind wirklich schwach. Für solche faulen Ausreden müssen Sie sich einen Dümmeren suchen, aber den werden Sie kaum finden."

"Ich fuhr rückwärts eine steile Straße hinunter, durchbrach eine Grundstücksmauer und rammte einen Bungalow. Ich konnte mich einfach nicht mehr daran erinnern, wo das Bremspedal ist."
 

Stimmungsmache gegen die Nordstadtbahn

Seit Bekanntwerden der genauen Trassenpläne für eine Straßenbahnlinie in die Nordstadt und weiter nach Neureut-Heide ist ein Proteststurm betroffener AnwohnerInnen gegen den Bau der Strecke losgebrochen, der die städtischen PlanerInnen und die Verkehrsbetriebe in die Defensive zu drängen schien. Selbst viele Gemeinderatsmitglieder schwanken, während hier die Planungen zunächst einhellig unterstützt wurden.

Der VCD hat in einer Presseaktion gemeinsam mit PRO BAHN und BUZO eindeutig Stellung zu Gunsten des Baus der Nordstadtbahn bezogen. Die wichtigsten Argumente sollen im Folgenden noch einmal zusammengefasst werden.

Zur Zeit ist die geplante Route im Gelände markiert: Die Straba soll vom Mühlburger Tor in die Grashofstraße abbiegen, die südliche Hildapromenade kreuzen (hier muss ein Haus abgerissen werden) und über die Hoffstraße in die Riefstahlstraße einbiegen und weiter in die Erzbergerstraße auf die westliche Seite des Grünstreifens fahren, bis sie ab der Rhode-Island-Allee ganz auf der sehr breiten westlichen Erzberger Straße fährt und in den Weißdornweg mündet.

Der Protest der AnwohnerInnen der Riefstahlstraße und Teilen der Hardtwaldsiedlung bezieht sich vor allem auf die Bäume, die dort gefällt werden müssten. Es wird unterstellt, dass diese Wohngebiete in ihrer Wohnqualität erheblich beeinträchtigt würden und eine quietschende und lärmende Strabalinie in diesem ruhigen Wohngebiet nicht zumutbar sei. Wenn man die Strecke jetzt abschreitet, zeigt sich, dass hier maßlos übertrieben wurde: Von insgesamt 700 Bäumen an der Trasse müssten gut 100 gefällt werden, noch mehr Neue werden aber wieder angepflanzt. Die AnwohnerInnen wollen wohl einfach ihre Ruhe haben, was ja verständlich ist.

Es gab dann von den Betroffenen eine Reihe von Alternativvorschlägen, wie z. B. die Trasse durch die Rheinhold-Frank-Straße oder durch die Blücherstraße, ganz abenteuerliche Vorschläge wollten die Straba über den Adenauerring schicken. Das Problem an diesen ganzen Vorschlägen ist, dass sie zu weit von den potenziellen Fahrgästen entfernt sind. Auch ein Tunnel unter der Reinhold-Frank-Straße für den Autoverkehr ist nicht finanzierbar, weil es dafür keine Bundeszuschüsse gibt, da die Reinhold-Frank-Straße eine Verteilerfunktion hat und deswegen zu wenige Autos den Tunnel von der Moltkestraße bis zur Kriegsstraße auch nutzen würden.

Weiter wird ein Ausbau des Busverkehrs als Ersatz für die Straßenbahn propagiert. Aber auch dieser Vorschlag ignoriert die fehlende Wirtschaftlichkeit für die Verkehrsbetriebe. Ein Bus fasst wesentlich weniger Fahrgäste als eine Straba und es sind deshalb bei gleichem Verkehrsaufkommen wesentlich höhere

Personalkosten für den Busverkehr zu veranschlagen. Im übrigen enden alle Busse am Europaplatz und zwingen so zum unattraktiven Umsteigen.

Gerade bei einem neu entstehenden Stadtteil wie der Nordstadt sind aber attraktive öffentliche Nahverkehrsverbindungen ganz wichtig. Und die Akzeptanz der Straba ist wesentlich höher als die des Busses. Man stelle sich Stadtteile wie Oberreut, die Waldstadt oder Knielingen ohne Straßenbahnanschluß und nur mit Busverbindungen vor, die alle irgendwo in der Stadt enden!

Eine Umfrage des Bürgervereins der Nordstadt hat ergeben, dass die meisten Bewohner des neuen Teils in der Nordstadt für die Straba sind, der Widerstand also hauptsächlich aus der Weststadt und der Hardtwaldsiedlung kommt. Besonders ärgerlich daran ist, dass dieser Protest sich zurzeit einbettet in eine allgemeine Stimmung gegen eine Ausweitung des öffentlichen Verkehrs (Stichwort Ampelvorrangschaltungen, "gelbe Ungetüme"). In der Region wird das Stadtbahnnetz ständig ausgebaut, die Gemeinden sind alle dafür und sehen den erheblichen Nutzen. Nur in Karlsruhe geht es mit Gänsefüßchen voran, weil hier einige Betroffene nur ihre Einschränkungen vor Augen haben und nicht akzeptieren, dass auch andere MitbewohnerInnen der Stadt das Recht auf eine vernünftige Anbindung an den öffentlichen Verkehr haben.

Michaela Müller
 

Umbau der Durlacher Allee

Rund ein Jahr lang gibt es nun die neue Verkehrsachse Ostring/Kriegsstraße-Ost. Damit verknüpft war der Umbau der alten Haupteinfallsachse Durlacher Allee, der nach Tests nun schrittweise anläuft. Anwohner, Fußgänger, Radler und auch Autofahrer (Parkplätze) zählen zu den Gewinnern. Trotzdem steht die Maßnahme heftig im Kreuzfeuer.

Angefangen hat man auf der stadteinwärtigen Seite anlässlich des Umbaus der wegen der hohen Fahrgastzahlen zu schmalen und unsicheren Haltestellen. Leider verhinderte ein "Abstimmungsbedarf mit den Genehmigungsbehörden" das gleichzeitige Erhöhen auf Niederflur-Niveau. Der Radweg wurde zur Radspur. Bei der Kreuzung Tullastraße steht ein größerer Umbau an: Verbreiterung und Anschluss der Bahn zur "Südoststadt" und ins neue Depot.

Auswirkungen auf den Straßenverkehr
Die Durlacher Allee war eine der am stärksten befahrenen Straßen. Nun gibt es auf der Kriegsstraße-Ost zwei Spuren mehr und auf der Durlacher Allee zwei weniger. Beide sind zusammen aber deutlich besser ausgebaut als ehedem, so dass die Leistungsfähigkeit in Summe gestiegen ist. Entscheidend ist zudem nicht die Zahl der Spuren, sondern die Qualität der Knotenpunkte, und die bleibt gut. Über die neue Achse erreichen Autofahrer Ziele südlich der City besser und auch in den Zirkel kommt man über Fritz-Erler-Straße flott. Entsprechend hat sich der Verkehr auf der Durlacher Allee fast halbiert (von 40.500 auf 21.500 Kfz/Tag). Andere Karlsruher Straßen zeigen, dass zwei Spuren für diese Belastung ausreichen.

Hätte man nicht mit einer Durlacher Allee im Originalzustand und der neuen Kriegsstraße-Ost die Kapazität verbessern können? Nein, denn das Gesamtsystem ist nur so gut wie sein schwächstes Glied. Das ist z.B. der Mendelssohnplatz, der einfach nicht mehr packt, aber auch die City insgesamt. Was soll es bringen, den Verkehr auf Nadelöhre zuzuschaufeln?

Sichere und leistungsfähige Radroute
Die bisherigen Bordsteinradwege wurden ihrer Bedeutung als wichtigste Ost-West-Radlerachse nicht gerecht. Im Artikel "Mehr Rechte für Radlerinnen und Radler" werden Mängel solcher Wege genannt (Abbieger, Fußgänger, Komfort). In der Stadt ist Radeln auf der Fahrbahn komfortabler und objektiv sicherer. Viele fühlen sich auf Radwegen irrtümlich sicherer, vor allem an Hauptstraßen, und fahren notfalls sogar auf Gehwegen weiter.

Radspuren kombinieren Vorteile von Radweg und Fahrbahn: im Blickfeld abbiegender Autofahrer, weniger Hindernisse, genauso komfortabel wie die Fahrbahn, für Radler einfacheres Einordnen zum Abbiegen und Überholen anderer Radler - aber weiterhin ein reservierter Bereich. Und trotz nur einer Autospur kann man Rettungsfahrzeugen Platz machen.

Wichtig sind dabei die richtigen Maße. Da sich Auto- und Radfahrer an den Markierungen orientieren, muss die Sicherheit durch ausreichende Breiten quasi fest eingebaut sein. Mindestmaße sind oft zu knapp bemessen, insbesondere neben parkenden Autos. Im Falle der Durlacher Allee wurden Radspur und Sicherheitsstreifen zu parkenden und fahrenden Autos aber ausreichend dimensioniert. Auch die Autospur ist recht breit.

Nicht überall in der Durlacher Allee sind Radspuren geplant. Stadtauswärts gibt es Abschnitte, wo der Bordsteinradweg breit genug ist und wohl so erhalten bleibt. Im Bereich der großen Kreuzungen sind Radspuren geplant, um eine zügige Überquerung zu ermöglichen. Vor dem Badenwerk wurde eine Radspur geplant, aber zugunsten von Parkplätzen nicht eingerichtet! Der Radweg ist aber an der Einmündung "Am Badenwerk" sehr weit abgesetzt und daher eine Sicherheitsfalle!

Letztendlich haben alle vom Umbau Vorteile. Die gegenwärtige Kritik ist somit sachlich nicht begründet. Daher setzt sich der VCD dafür ein, dass dieses Beispiel weiter Schule macht, nicht nur in der weniger stark befahrenen Ebertstraße. Ettlinger und Herrenalber Straße haben zum Beispiel gleich viel Verkehr wie die Durlacher Allee. In der Ettlinger Straße wurde wegen der schlechten Radwege teils die Benutzungspflicht aufgehoben! In der Herrenalber Straße fehlen die Radwege teilweise sogar. Karlsruhes Straßen sollten nicht nur für Autofahrer, sondern für alle Bürger leistungsfähig sein!

Heiko Jacobs
 

Chaos in Karlsruhe?

Wenn man in letzter Zeit die Medien und Plakate verfolgt, dann müsste Karlsruhe soeben im Verkehrschaos versunken sein. Komisch. Hätte ich doch merken müssen, da ich mittendrin wohne. Ich komme im Gegenteil mit dem Auto immer besser aus der Stadt raus und wieder rein. Beispielsweise seit Öffnung der Amalienstraße nach Westen und mit neuem Ostring nach Osten ohne die Oststädter zu belästigen! Und in Richtung Süden brauche ich dank L 605 auch die Rüppurrer nicht zu belästigen. Auch für mich als Radler wird es oft besser, so beim Umbau der Durlacher Allee, wo es durch die neue Radspur einen spürbaren Sicherheits- und Komfortgewinn gibt.

Und was sagen die Autofahrer, denen man gerade erst eine schöne neue Straße geschenkt hat, so dass nur noch halb so viele über die Durlacher Allee fahren? Die sind offenbar in ihrer Ehre getroffen, weil man diesen Radlern nun endlich eine ebenso leistungsfähige Route zugesteht wie ihnen. Das darf doch nicht sein! Sie bemühen für die Rettung ihrer angestammten Reviere sogar den Notarzt, denn der käme ja gar nicht mehr durch. Wegen mangelndem Platz? Kann nicht sein, gerade war die Radspur noch viel zu breit. Nur die Drängler, so ein Pech, müssen warten.

Auch in der Fußgängerzone soll es nach Aussagen von U-Bahn-Fans kein Durchkommen mehr geben. Die reinste Katastrophe soll es sein. Die Leute, die zu Tausenden in die City kommen, alles Katastrophentouristen? Nun ja, dort bei den Straßenmusikern ein Menschenauflauf, um den ich mühsam drumrum muss, da eine Traube um den Verkäufer der weltbesten Bratpfanne und hier eine Schlange vor der Eisdiele, schrecklich!

Moment!? Wo sind denn nun die Menschenmassen, die angeblich verzweifelt versuchen sollen, die Schienen zu überqueren? Ich bin dort als City-Bewohner oft unterwegs, aber ich fand sie nicht. Die Bahn stört wohl objektiv weit weniger als es ihr vorgeworfen wird. Auch draußen in den Stadtteilen nicht, wo sie bereits fährt und dort gar nicht zu dem Szenario aus zusammenbrechendem Verkehr, Betonwüsten und Geisterstädten passt, was man dort prognostiziert, wo sie erst noch gebaut werden soll.

Chaos also, wohin man auch schaut!? Irgendwie nicht. Warum also all dieses Gezeter? Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier, das auf jede Änderung seines Lebensumfeldes mit Abwehr reagiert. Hätte diese immer Erfolg, dann hätte wohl auch niemand das Rad incl. Verkehr und Verkehrschaos erfunden. Leider ist dieses Gezeter um das angebliche Chaos recht egoistisch, denn es bezieht sich immer nur auf die eigenen Bedürfnisse und nicht um die Anderer und um deren Sicherheit und Komfort. Ich hoffe, dass weiterhin der Interessensausgleich gewinnt, denn das ist die einzig wirksame Chaosprophylaxe.

Heiko Jacobs
 

Mehr Rechte für Radlerinnen und Radler

Überall sind sie zu sehen. Bei Regen weniger, dafür bei Sonnenschein um so mehr. Auch der Gesetzgeber hat mittlerweile erkannt, dass das Fahrrad ein wichtiges Verkehrsmittel ist, und die Straßenverkehrsordnung (StVO) 1997 mit der sogenannten "Radlernovelle" ein Stück weiter an die Bedürfnisse der Radelnden angepasst (siehe auch fairkehr 4/99 S. 22). Hier nun die Neuerungen, die sich für Karlsruhe ergeben:

Überprüfung der Einbahnstraßen

Die Öffnung von Einbahnstraßen für Radler ist nichts Neues in Karlsruhe. Schon 1994 wurden auf Initiative u.a. des VCD 8 Einbahnstraßen in sogenannte "unechte Einbahnstraßen" umgewandelt. Dabei wurde die Einbahnstraße aufgehoben, dem motorisierten Verkehr jedoch die Einfahrt in Gegenrichtung durch das Zeichen "Verbot für Krafträder und Kraftwagen" verboten.

Das Radeln in Gegenrichtung ist sicher, da Autofahrer und Radfahrer einen direkten Blickkontakt haben. Dies bestätigt auch die Unfallstatistik, die hier keinerlei Auffälligkeiten registriert. Schmale Straßen sind übrigens besonders sicher, da hier die gefahrenen Geschwindigkeiten niedriger sind.

Mit der StVO-Novellierung können nun (zunächst befristet bis zum 31. 12. 2000) auch "richtige" Einbahnstraßen für Radfahrer freigegeben werden. In Karlsruhe wurden von der Stadtverwaltung im Rahmen der StVO-Novellierung ca. 140 Einbahnstraßen überprüft. Hierbei wurde zuerst überprüft, ob die Einbahnstraßenregelung nicht überflüssig ist.

Als Resultat sind bereits ca. 30 Einbahnstraßen völlig aufgehoben. Drei Einbahnstraßen wurden jedoch aufgrund von Bürgerbeschwerden wieder hergestellt.

Weitere 27 Einbahnstraßen sollen im Laufe des Herbst als "richtige" Einbahnstraßen für den Radverkehr geöffnet werden. Die bestehende Beschilderung wird dazu einfach durch das Zusatzschild "Radfahrer frei" ergänzt.

Pech haben übrigens die Radfahrerinnen und Radfahrer im Dammerstock und in Weiherfeld: Hier haben die Bürgervereine erfolgreich jegliche Änderungen verhindert, so dass Radfahrer weiterhin unnötige Umwege fahren müssen.

Auch in der Südstadt sind die Möglichkeiten noch nicht ausgereizt. Die Einbahnstraßen im Kernbereich der Südstadt wurden nicht geöffnet, obwohl die Südstädtler schon seit Jahren vormachen, dass Radverkehr entgegen von Einbahnstraßen problemlos funktioniert.

Überprüfung der Radwege

Straßenbegleitende Radwege sind nicht so sicher wie viele meinen. Oft sind sie zu schmal oder der Belag ist zu schlecht für einen komfortablen und sicheren Radverkehr. Konflikte mit Fußgängern sind häufig vorprogrammiert. Auch werden Radler auf Radwegen regelmäßig an Kreuzungen und Grundstückszufahrten von Autofahrern übersehen. Besonders für schnelle Radfahrerinnen und Radfahrer sind straßenbegleitende Radwege zumeist ungeeignet.

Seit dem 1. Oktober 1998 gilt die Radwegebenutzungspflicht nur noch für Radwege, die mit einem der blauen Radwegeschilder gekennzeichnet sind. Die untere Verkehrsbehörde, in Karlsruhe das Amt für "Bürgerservice und Sicherheit" hätte bis zu diesem Zeitpunkt sämtliche Radwege überprüfen müssen. Ist eine Anordnung aus Verkehrssicherheitsgründen nicht erforderlich oder sind gewisse Mindestanforderungen nicht gegeben, so muss das Radwegeschild entfernt werden. Diese unbeschilderten sogenannten "andere Radwege" müssen nicht mehr, dürfen aber benutzt werden. Schnelle und sichere Radfahrer fahren hier sicherer mit dem übrigen Verkehr auf der Fahrbahn. Das ist jedoch für vielbefahrene Straßen keine Lösung. Hier werden wir uns dafür einsetzen, dass die bestehenden Radwege ausgebaut oder durch Radstreifen ersetzt werden.

In Karlsruhe sind bisher vor allem in Tempo-30-Zonen die Schilder entfernt worden. Gerade durch die Rechts-vor-Links Regelung sind Radwege hier besonders kritisch. Wegen der besseren Sichtbeziehungen im Mischverkehr auf der Fahrbahn wird das Radfahren so sicherer.

Jochen Geissel
 

Das Baden-Württemberg-Ticket

Seit Anfang Juli gibt es ein Baden-Württemberg-Ticket der Deutschen Bahn. Ähnlich wie das Schönes-Wochenende-Ticket gilt es für 5 Personen einen Tag lang und soll die Auslastung der Züge in Schwachlastzeiten verbessern - allerdings ausschließlich an Wochentagen Montag bis Freitag (auch an Feiertagen) und nur in Baden-Württemberg.

Während andere Bundesländer schon seit einiger Zeit ein solches Ticket anbieten, hat jetzt Baden-Württemberg nachgezogen. Für 40 DM können nun bis zu 5 Personen oder Eltern mit allen eigenen Kinder im Ländle von 9 bis 16 Uhr und ab 18 Uhr bis zum Betriebsschluss (spätestens bis 3 Uhr nachts) mit allen Nahverkehrszügen auf den Strecken der Deutschen Bahn fahren. Das gilt für RegionalExpress, Stadtexpress, Regionalbahn und S-Bahn Stuttgart. Im KVV kann man die Stadtbahnen S3, S4, S5 und S9 auf den Strecken der DB damit benutzen.

Ein Tipp: Wenn ein Teil der gefahrenen Strecke außerhalb von Baden-Württemberg liegt oder die Fahrt zu einem kleinen Teil in den Sperrzeiten liegt, kann es günstig sein, für den Anteil außerhalb der Gültigkeit des BW-Tickets eine normale Fahrkarte zu lösen - lassen Sie sich von der DB beraten.

Will man ein Fahrrad mitnehmen, kostet das wie beim Schönes-Wochenende-Ticket 6 DM für die ganze Zeit, egal wie viele Fahrten man macht.

Der VCD begrüßt ausdrücklich die neue Fahrkarte. Kritisch gesehen wird aber:


Johannes Honné
 

Termine

Der nächste kreisfairkehr hat am Fr., 12.11. Redaktionsschluss

VCD Karlsruhe kfk-Archiv